EMDR
EMDR ist ein komplexes psychotherapeutisches Verfahren, das seit Mitte der Neunzigerjahre erfolgreich besonders in der Traumatherapie eingesetzt wird.
Das Kürzel EMDR steht für „Eye Movement Desensitization and Reprocessing“, auf Deutsch: Desensibilisierung und Neubearbeitung mit Augenbewegungen. EMDR ist eine etablierte Psychotherapiemethode, die ihren Ursprung in der Psychotraumatherapie hat. Die Anwendungsmöglichkeiten von EMDR reichen jedoch weit darüber hinaus. EMDR basiert darauf, dass jeder Mensch über eine natürliche Fähigkeit zur Informationsverarbeitung verfügt, mittels dessen er belastende Erfahrungen verarbeiten kann.
Zentrales Element der EMDR-Therapie sind die geleiteten Augenbewegungen – auch bilaterale Stimulation genannt: Die Patientin bzw. der Patient folgt den Fingern der Therapeutin/des Therapeuten mit ihren/seinen Augen, während diese/dieser ihre Hand abwechselnd nach rechts und links bewegt. Die Augenbewegungen der Klientin/des Klienten sind mit den Augenbewegungen im REM-Schlaf vergleichbar – der Phase des Schlafes, in der die Geschehnisse des Tages verarbeitet werden. Alternativ zu den Handbewegungen kann die Therapeutin/der Therapeut Töne einsetzen oder die Handrücken der Patientin/des Patienten berühren.
Am Anfang der EMDR-Behandlung diagnostizieren qualifizierte Traumatherapeutinnnen und -therapeuten in einer ausführlichen und fundierten Anamnese das Trauma und die mit ihm verbundenen belastenden Symptome. Damit Patientinnen und Patienten sich vorsichtig der Traumathematik nähern können, schaffen EMDR-Fachleute mit viel Einfühlungsvermögen einen sicheren und geschützten Rahmen. Nun können sich die Patientinnen und Patienten gemeinsam mit ihren Behandlerinnen/Behandlern die mit dem traumatisierenden Geschehen verbundenen Bilder und Situationen ansehen und sie von den belastenden Emotionen entkoppeln. In der Regel leiten EMDR-Therapeuten während einer Sitzung mehrere Sequenzen der Augenbewegungen an, die eine halbe bis eine Minute dauern. Achtsam leiten sie die Patientinnen/ Patienten durch das Erinnerte und die dazugehörigen Empfindungen.
Eine EMDR-Sitzung ist vergleichbar mit einer Zugreise: Die Patientinnen und Patienten fahren noch einmal an dem Geschehen vorbei – aber aus sicherer Distanz und in Begleitung ihrer Therapeutinnen bzw. Therapeuten. Im weiteren Verlauf der Sitzung verblasst die belastende Erinnerung Stück für Stück und die Symptome des Traumas werden aufgelöst. Die Patientinnen und Patienten lernen, mit den alten traumatischen Erinnerungen und Gedanken umzugehen und können eine neue, angemessenere Perspektive auf das Geschehen entwickeln.
Quelle: emdria Deutschland e.V. „EMDR Therapie“, unter https://www.emdria.de/emdr/emdr-therapie/ [abgerufen am 03.03.2020]